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Gesund und Sicher im Job: 
Ihr Blog für Arbeitsmedizin

Liebe Leserinnen und Leser,

wir freuen uns, Sie auf unserem neuen Blog zum Thema „Arbeitsmedizin“ begrüßen zu dürfen! 

Hier finden Sie regelmäßig spannende Beiträge rund um die Gesundheit am Arbeitsplatz, präventive Maßnahmen, aktuelle Entwicklungen in der Arbeitsmedizin und vieles mehr.

Unser Ziel ist es, Sie mit wertvollen Informationen zu versorgen, die Ihnen helfen, ein gesundes und sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen. Wir laden Sie herzlich ein, unsere Beiträge zu lesen, zu kommentieren und Ihre Erfahrungen mit uns zu teilen.

Schauen Sie vorbei und lassen Sie uns gemeinsam mehr über dieses wichtige Thema lernen!

Herzliche Grüße,  

Ihr Team der Praxis für Arbeitsmedizin ArbMed NRW

Bringen Eignungsuntersuchungen wirklich etwas?

Warum Eignungsuntersuchungen in der Arbeitsmedizin ein Muss für Sicherheit und Effizienz in der Logistik und im Transportwesen sind.

Eignungsuntersuchungen in der Arbeitsmedizin sind ein wichtiger Bestandteil, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen und die Sicherheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten. Sie überprüfen, ob ein Arbeitnehmer gesundheitlich und psychisch für bestimmte Tätigkeiten geeignet ist. 

Besonders in Bereichen wie der Logistik, dem Bauwesen, dem Transportwesen und bei Fahrern von Fahrzeugen mit Führerscheinen der Klassen C (Lkw) und D (Busse) sind diese Untersuchungen entscheidend. 

Aber welchen konkreten Nutzen haben sie? Welche Ergebnisse zeigen Studien? Und was sagen die rechtlichen Vorgaben in Deutschland?

Sicherheit und Prävention: Schutz für Mitarbeiter und Unternehmen

Eignungsuntersuchungen sind darauf ausgelegt, gesundheitliche Risiken frühzeitig zu erkennen, um Unfälle und Sicherheitsprobleme zu vermeiden. Besonders im Bereich der Logistik und des Transportwesens, wo Maschinen oder Fahrzeuge bedient werden, tragen diese Untersuchungen maßgeblich zur Unfallvermeidung bei.

In Deutschland sind Eignungsuntersuchungen für Fahrer von Fahrzeugen der Führerscheinklasse C (Lkw) und D (Busse), die unter die Fahrerlaubnisverordnung (FeV) fallen, gesetzlich vorgeschrieben. Diese Untersuchungen müssen alle fünf Jahre wiederholt werden und beinhalten die Überprüfung des Sehvermögens, der allgemeinen körperlichen Verfassung und der psychischen Eignung. Untersuchungen zeigen, dass die Unfallrate bei Fahrern, die regelmäßige Eignungsuntersuchungen durchlaufen, signifikant geringer ist als bei denen, die diese Tests nicht absolvieren müssen.

Konkrete Studienergebnisse:

1. Studie zur Gesundheit von Lkw-Fahrern (USA, 2020)

   In einer umfassenden Studie der Occupational Safety and Health Administration (OSHA) wurden 500 Lkw-Fahrer über einen Zeitraum von fünf Jahren untersucht, um die Auswirkungen regelmäßiger Eignungsuntersuchungen zu testen. Diese Untersuchungen umfassten Sehtests, Hörtests und kardiovaskuläre Checks. Die Ergebnisse zeigten, dass die Unfallrate bei Fahrern, die an diesen Eignungsuntersuchungen teilnahmen, um 18 % niedriger war als bei denen, die keine regelmäßigen medizinischen Überprüfungen durchliefen. Die frühzeitige Erkennung von Seh- oder Herzproblemen trug maßgeblich dazu bei, die Anzahl der Zwischenfälle auf den Straßen zu reduzieren.

2. Studie zu Staplerfahrern in Deutschland (2021)  

   Eine deutsche Studie, die von der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) durchgeführt wurde, untersuchte die Auswirkungen von Eignungsuntersuchungen bei Staplerfahrern in Lagerhäusern. Untersucht wurden 1.200 Staplerfahrer über einen Zeitraum von drei Jahren. Die Eignungsuntersuchungen umfassten insbesondere Sehtests, um das periphere Sichtfeld zu überprüfen, sowie allgemeine Tests zur körperlichen Belastbarkeit. Die Ergebnisse zeigten, dass die Unfallrate in Lagern um 12 % gesenkt werden konnte, nachdem Eignungsuntersuchungen eingeführt worden waren. Staplerfahrer mit Sehschwächen, die in den Tests identifiziert wurden, konnten gezielt mit Sehhilfen ausgestattet werden, was ihre Arbeitsfähigkeit erheblich steigerte und Unfälle vermied.

3. Studie zur Gesundheitsvorsorge in der australischen Logistikbranche (2019)  

   Eine australische Studie, die von Safe Work Australia durchgeführt wurde, konzentrierte sich auf die Auswirkungen regelmäßiger Gesundheits- und Eignungsuntersuchungen bei Lkw-Fahrern und Lagermitarbeitern. Über 800 Mitarbeiter aus verschiedenen Logistikunternehmen nahmen an der Untersuchung teil, die Sehtests, kardiologische Tests und allgemeine körperliche Checks umfasste. Die Ergebnisse zeigten, dass die Unternehmen, die regelmäßig solche Untersuchungen durchführten, eine 20 % niedrigere Unfallrate aufwiesen. Besonders auffällig war, dass kardiologische Probleme frühzeitig erkannt wurden und somit das Risiko schwerwiegender Gesundheitsvorfälle während der Arbeitszeit gesenkt wurde.

Rechtliche Hinweise: Wann sind Eignungsuntersuchungen in Deutschland vorgeschrieben?

In Deutschland dürfen Eignungsuntersuchungen nicht anlasslos durchgeführt werden. Sie sind nur dann erforderlich, wenn sie gesetzlich vorgeschrieben sind (z. B. nach der Fahrerlaubnisverordnung FeV), im Arbeitsvertrag vereinbart wurden oder wenn ein besonderer Anlass besteht. Zu den wichtigsten Regelungen zählen:

- Fahrerlaubnisklasse 2 (FeV-Untersuchungen): Fahrer der Klassen C (Lkw) und D (Bus) müssen regelmäßig ärztliche Untersuchungen durchlaufen, um sicherzustellen, dass sie gesundheitlich in der Lage sind, diese Fahrzeuge sicher zu führen. Diese Eignungsuntersuchungen, die Sehtests und kardiologische Untersuchungen umfassen, müssen in der Regel alle fünf Jahre wiederholt werden.

- Vor Beginn der Tätigkeit: Bei Tätigkeiten mit besonderen gesundheitlichen Risiken (wie dem Bedienen/Überwachen von Maschinen oder Arbeiten ungesichert in großen Höhen) sind Eignungsuntersuchungen notwendig. 

- Nach bestimmten Anlässen: Eignungsuntersuchungen können auch nach längeren Krankheitsphasen oder gesundheitlichen Veränderungen erforderlich sein, um sicherzustellen, dass ein Mitarbeiter wieder voll arbeitsfähig ist.

Augenuntersuchungen: Ein scharfes Auge für mehr Sicherheit

Sehtests sind ein entscheidender Bestandteil der Eignungsuntersuchungen, insbesondere bei Staplerfahrern und Lkw-Fahrern. Das periphere Sehvermögen spielt dabei eine besondere Rolle, da Fahrer und Maschinenführer in der Lage sein müssen, ihr Umfeld vollständig zu überblicken und rechtzeitig auf Gefahren zu reagieren.

Deutsche Studie (BGHW, 2021): In der bereits erwähnten Studie mit Staplerfahrern konnte gezeigt werden, dass durch die Einführung regelmäßiger Sehtests die Unfallrate in Lagern deutlich gesenkt wurde. Staplerfahrer, die in diesen Tests ein eingeschränktes peripheres Sehvermögen aufwiesen, erhielten spezielle Sehhilfen, die ihnen halfen, sicherer und effizienter zu arbeiten.

Auch in der Logistikbranche in Australien haben regelmäßige Sehtests bei Lkw-Fahrern dazu beigetragen, dass die Anzahl der Unfälle durch übersehene Hindernisse um 12 % reduziert werden konnte.

Kosteneffizienz und Produktivität: Gesunde Mitarbeiter sind effizienter

Neben der Sicherheit bieten Eignungsuntersuchungen auch wirtschaftliche Vorteile. Gesunde Mitarbeiter sind weniger krank, was Ausfallzeiten reduziert und die Produktivität steigert. Solche Gesundheitschecks helfen, gesundheitliche Einschränkungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, bevor sie die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen.

Studie bei Amazon (USA, 2020): Eine umfassende Untersuchung bei Amazon zeigte, dass durch die Einführung regelmäßiger Eignungsuntersuchungen die krankheitsbedingten Ausfalltage um 30 % reduziert werden konnten. Dies führte zu einer signifikanten Produktivitätssteigerung und einer Reduzierung der Kosten durch weniger Krankheitsausfälle und Unfälle.

 

Kritische Meinungen zu Eignungsuntersuchungen:

In mehreren Studien wird hingewiesen, dass Mitarbeiter oft erheblichen psychischen Druck empfinden, wenn sie sich diesen Untersuchungen unterziehen müssen. Besonders problematisch wird es, wenn die Eignungsuntersuchungen als potentielle Bedrohung für de Arbeitsplatz wahrgenommen werden.

Eine weitere Studie, die sich kritisch mit den Methoden zur Beurteilung der Arbeitsfähigkeit (Eignungsuntersuchungen) auseinandersetzt, wurde in der Fachzeitschrift Occupational and Environmental Medicine (2006) veröffentlicht. Die Studie plädiert dafür, Eignungsuntersuchungen stärker an die spezifischen Risiken und Anforderungen des jeweiligen Arbeitsplatzes anzupassen, um eine effektivere Prävention zu erreichen. Es gibt außerdem den Hinweis, dass die Arbeitsumgebung möglicherweise häufiger angepasst werden sollte, anstatt sich allein auf die medizinische Beurteilung der Arbeitsfähigkeit zu konzentrieren.

Lösungen:

1. Mehr Transparenz und Kommunikation 

  Viele Mitarbeiter fühlen sich gestresst oder überwacht, weil sie nicht genau wissen, wofür die Untersuchungen durchgeführt werden oder was mit den Ergebnissen passiert. Es wird empfohlen, die Kommunikation zu verbessern, indem die Arbeitgeber klar und offen über die Ziele der Eignungsuntersuchungen, die gesetzlichen Grundlagen und die Art der Tests informieren. Wenn Mitarbeiter verstehen, dass die Untersuchungen ihrem eigenen Schutz und der Sicherheit am Arbeitsplatz dienen, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Maßnahmen als Eingriff in ihre Privatsphäre empfinden.

2. Sicherstellung des Datenschutzes

  Es wird empfohlen, den Schutz der persönlichen Gesundheitsdaten sicherzustellen und klare Regeln zum Umgang mit sensiblen Informationen zu kommunizieren.

3. Durchführung am Arbeitsplatz

Zeitersparnis und Flexibilität 

   Untersuchungen am Arbeitsplatz können den logistischen Aufwand für die Mitarbeiter erheblich verringern.  Zudem lassen sich die Untersuchungen leichter in den Arbeitsalltag integrieren, was die Belastung durch Terminplanungen außerhalb der Arbeitszeiten minimiert.

Geringerer psychischer Druck  

 Viele Mitarbeiter gaben an, dass sie sich bei Untersuchungen am Arbeitsplatz wohler fühlen und diese als weniger invasiv empfinden. Das führt zu einer positiveren Einstellung gegenüber den Untersuchungen und damit zu einer höheren Teilnahmebereitschaft.

Direkterer Bezug zur Arbeitssituation

   Untersuchungen am Arbeitsplatz ermöglichen es, die tatsächlichen Arbeitsbedingungen des Mitarbeiters direkt in den Untersuchungsprozess einzubeziehen. Dies kann helfen, spezifische Belastungen oder Risiken, die am Arbeitsplatz bestehen, besser zu erfassen und gezielt zu prüfen. Beispielsweise könnte bei Staplerfahrern die Eignungsuntersuchung direkt in der Lagerhalle durchgeführt werden, wo die Bedingungen des Fahrens und Navigierens in engen Räumen simuliert oder beobachtet werden können.

 

Fazit: Eignungsuntersuchungen lohnen sich – für Sicherheit und Effizienz

Eignungsuntersuchungen sind in vielen Branchen, insbesondere in der Logistik und im Transportwesen, unverzichtbar. 

Es wird empfohlen die Eignungsuntersuchungen so zu gestalten, dass sie nicht nur die Arbeitssicherheit fördern, sondern auch die psychische Belastung der Mitarbeiter minimieren. Mehr Transparenz und maßgeschneiderte Untersuchungen  vor Ort könnten helfen, die Akzeptanz zu erhöhen und den Stress für die Mitarbeiter zu reduzieren. Darüber hinaus sollte der Datenschutz eine zentrale Rolle spielen, um das Vertrauen in den Nutzen der Eignungsuntersuchungen zu stärken.

Letztendlich profitieren sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmen von Eignungsuntersuchungen: Mitarbeiter bleiben gesund und sicher, während Unternehmen von geringeren Unfall- und Krankheitskosten sowie einer höheren Produktivität profitieren.

 

Quellen:

- Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW): "Eignungsuntersuchungen und Arbeitssicherheit bei Staplerfahrern", 2021.

- Eignungsbeurteilungen in der betrieblichen Praxis, DGUV, 2024

- Safe Work Australia: "Prevention through Medical Screening in High-Risk Industries", 2019.

- Occupational Safety and Health Administration (OSHA): "Impact of Regular Health Checks in Transportation", 2020.

- Amazon Logistics Report: "Health and Safety in Logistics", 2023.

- Australian Government: "Health Screening for Workers in Heavy Industry", 2022.

- Fahrerlaubnisverordnung (FeV), Deutschland

- Consol Serra et al. "Occupational and Enviromental Medicine", 2006

 

Herzlichst

Larisa Noethlichs 

Fachärztin für Arbeitsmedizin

Zertifizierte Verkehrsmedizinerin (Module I- IV Fortbildung Verkehrsmedizinische Begutachtung der Bundesärztekammer)

 

 

 

 

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